Möglichkeiten und Pflichten von Hundezüchtern!??

 

Gelassenheit ist ein unabdingbares Muss in unserer Zeit.  In unserer so genannten modernen, schnelllebigen und überaus hektischen Umwelt ist es zwingend notwendig, das unsere Hunde sicher und souverän mit Menschen und Begebenheiten umgehen müssen, ohne ängstlich oder gar aggressiv zu reagieren.

 

 

Ganz besonders wichtig wird das, wenn unsere Hunde in stadtnaher Umgebung leben. Hunde die dem nicht standhalten können, landen dann als so genannte Problemhunde, entweder wieder beim Züchter (der schlimmstenfalls diesen dankend annimmt und lässig damit züchtet)  und im schlechtesten Fall im Tierheim. Neben der der sorgfältigen Auswahl der neuen Besitzer und der damit zusammenhängender Aufklärungsarbeit in Sachen Welpenaufzucht, in der auch ehrlich über die damit verbundenen "Strapazen" und diversen "Flurschäden" gesprochen werden sollte :-) hat ein Züchter durchaus Einfluss auf die Entwicklung "seiner" Welpen. Ich weiß das das gerne, gerade von Züchtern abgestritten wird, aber machen wir uns mal nichts vor, 8 Wochen sind ein gutes Stück die wir unsere Welpen begleiten und in dieser Zeit wird auch der eine oder andere Grundstein gelegt.

 

 

Der erste und für mich persönlich wichtigste Punkt ist die Auswahl der Zuchthunde. Das ist das A und O. Eigenschaften der Eltern finden sich häufig in den Welpen wieder. Jeder gute Züchter weiß, das Vererbung eine nicht wegzudenkende Rolle spielt. Es ist daher wenig sinnig zwei Hunde die schon in ihrem Wesen Schwächen aufweisen miteinander zu verpaaren, da die Gefahr besteht, das der Nachwuchs diese in seinen Genen tragen wird. Nimmt man also zwei Hunde die einfach nur ""lieb"" sind hat man mit Sicherheit Welpen die nicht nur Schwächen mit ihrer oft "zu lauten" Umwelt aufweisen sondern aller Wahrscheinlichkeit zudem ängstlich sind. Das die Zucht auf die heutige Zeit abgestimmt werden sollte und dadurch sehr schwierig ist, beruht darauf das erstens, nicht jedes spezifische Verhalten vererbt wird, sondern immer nur eine gewisse Anlage, die dann durch die Umwelteinflüsse individuell geformt wird, und zweitens Verhaltensmerkmale eine geringere Erblichkeit haben, als phänotypische Eigenschaften. Allgemein kann man also sagen, je komplizierter ein Verhalten ist, umso weniger wird es von der Vererbung bestimmt. Einfache Reflexe wie z.B. den Saugreflex hat natürlich jeder Welpe. Mit dem Erkennen von anderen Hunden und der Kommunikation mit ihnen sieht das schon wieder anders aus. Diese Fähigkeiten sind sehr stark von Erfahrungen abhängig und zu 99 % erlernt.

Grundlegende Wesenseigenschaften wie z.B. Ängstlichkeit werden also deutlich durch die Elterntiere mit beeinflusst. Es wurde nachgewiesen das die Anlage erhöhter Ängstlichkeit hohe erbliche Komponente von fast 40 % aufweist. Das zeigt deutlich die Wichtigkeit auf, die Auswahl der Elterntiere auf so genannte Wesensfestigkeit hin zu überprüfen, notfalls mit einer gesonderten Prüfung für angehende Zuchthunde. Hauptursache für Agressionsbereiche in unseren Hunden ist ebenfalls Ängstlichkeit.

Unglaublich..

aber so ist es nun mal. Aus Ängstlichkeit beim Welpen, sei es vererbt oder durch von außen zugeführte Schrecksituationen, also erworbene Ängstlichkeit  wird beim erwachsenen Hund immer Aggression. ( z. B ein Welpe wird, obwohl er sich ordentlich verhält unvermittelt von einem Artgenossen gebissen, dieser Welpe wird wenn er erwachsen geworden ist, in ähnlichen Situationen, es braucht nicht einmal dieselbe sein, immer mit Aggression reagieren)  Angriff ist beim Hund eben immer die beste Verteidigung. Wogegen sich die Aggression sich dann letztendlich richtet ist vielfältig, sei es gegen andere Hunde, gegen Katzen,  und im schlimmsten Fall eben Menschen. Die Aggressivität wird vom Besitzer als Hauptproblem wahrgenommen, doch Ängstlichkeit ist die eigentliche Ursache.

 

Ängstliche Hunde sind immer latent gehemmt, können sich nicht frei und ungezwungen in Gesellschaft anderer bewegen und sich nicht innerartlich korrekt artikulieren. Diese Hemmungen und Signale die von diesen Tieren ausgeht erschweren dessen Leben ungemein und führen dazu das sich diese Hunde schlechter ausbilden lassen.

Ausgeglichene, sichere Hunde mit einem gesunden Selbstbewusstsein lernen schneller und effektiver. Sie verzeihen Fehler und auch unvermeidbare schlechte Erlebnisse besser und sie sind natürlich auch nicht prädisponiert, aus einzelnen schlechten Erfahrungen allgemeine Ängste und damit Phobien zu entwickeln.

Zusammenfassend kann man sagen, das es von ungemein wichtiger Bedeutung ist, Hunde mit Wesenschwächen, Ängstlichkeit ist für mich eine Wesensschwäche, nicht zur Zucht einzusetzen. (Leider ist es auch oftmals so, das sich im Grunde ängstliche Hunde im gewohnten Umfeld relativ gut zurechtfinden und im Laufe der Jahre ""GELERNT"" haben sich unauffällig zu verhalten, das führt dann zu Fehleinschätzungen seitens der Besitzer. Werden diese Hunde dann in der Zucht eingebracht, hat man schon den ersten Schritt für verhaltensauffällige Welpen gelegt.)

Jedenfalls ist das ein entscheidender Punkt den Züchter dazu beitragen können, das die von ihnen gezüchteten Hunde möglichst wenig Probleme in ihrem Leben haben oder ihren Besitzer bereiten.

 

Inzwischen gibt es wissenschaftliche Studien die eindeutig belegen, das es schon während der Trächtigkeit der Hündin, Einfluss genommen wird auf die Entwicklung der Welpen. Es scheint bewiesen das stressreiche Erfahrungen der Mutterhündin zu emotional reaktivem Nachwuchs führen kann. Reaktiv bedeutet nichts anderes, das diese Hunde emotional nicht im Gleichgewicht sind und eher mit Furcht oder Aggressionen reagieren. Dies ist die Einwirkung der unter Stress erhöhten Konzentration von Adrenalin und Korticosteroiden im Blut der Hündin. Durch den gemeinsamen Blutkreislauf durchströmen diese Hormone auch die Gebärmutter und wirken so auf die ungeborenen Welpen.  Es ist daher nicht wirklich sinnvoll eine tragende Hündin ungewohnten und stressreichen Situationen auszusetzen.

 Besonders lang anhaltender Stress, der von den meisten Menschen gar nicht als solcher wahrgenommen wird ist maßgeblich schädlich. So ist z. B die Vergesellschaftung einer trächtigen Hündin mit einer ranghohen Hündin  nicht empfehlenswert.

 

 

Ebenso konnte nachgewiesen werden, das die Nachkommen von Hündinnen die während

der Trächtigkeit entspannt und wohlbehütet waren, selbst auch entspannt und

sicher mit kritischen Situationen umgehen konnten und das auch auf die Welpen übertrug.

 

Dieser positive Einfluss kann durchaus in der Neugeborenenphase fortgesetzt werden. Er aktiviert das parasympathische System, das Entspannung und emotionale Bindung vermittelt und somit auch Einfluss auf die Sozialisierung nimmt.

Neugeborene Welpen verfügen bereits über einen gut ausgeprägten Geruchs und Tastsinn, da ist es doch nur logisch, das man diese Zeit bereits nutzen sollte um den Welpen, den menschlichen Geruch und auch das angefasst werden als etwas völlig natürliches darzustellen.  Man sollte natürlich äußerst sorgfältig darauf achten, das man nicht mit schmutzigen Händen die kleinen Welpen aufnimmt, das daraus entstehende Infektionsrisiko kann dann natürlich die nützliche Entwicklung bei weitem übersteigen. Wichtig ist natürlich das die kleinen nicht in Unruhe geraten und vielleicht sogar vor Schreck, wenn man sie zu schnell oder zu grob hochnimmt ängstlich nach der Mutter schreien. So etwas hat natürlich den gegenteiligen Effekt und muss unbedingt vermieden werden.

Mit der Weiterentwicklung des Welpen ca 4te - 6te Woche,  muss ihm eine möglichst abwechslungsreiche Umwelt zur Verfügung gestellt werden. Die Nervenbahnen im Gehirn entwickeln sich durch extremes Wachstum und Neubildungen von Nervenverbindungen, die dann letztendlich wieder auf das "Wesentliche" reduziert zu werden. "Wesentlich" ist für den Welpen das...was gebraucht wird. Nervenbahnen die nicht benutzt werden werden abgebaut. Man kann also schlussendlich sagen, das Welpen in diesem Alter  für Außenreize sehr empfänglich sind. Sie sind sehr offen nehmen nahezu alle neuen Dinge als gegeben hin.

Wichtig ist auch zu bedenken, das man die Welpen an Lärm und unangenehme Geräusche, in dieser Phase ihres Lebens, durchaus gewöhnen kann. Das kommt vor allem Hunden zugute die später einmal in der Stadt leben. Arbeiten mit lauten kreischenden Werkzeugen werden von den Welpen in kürzester Zeit gar nicht mehr als neu oder aufregend empfunden, sobald sie für sich selber festgestellt haben, das es nichts "gefährliches" ist. Fast alle der kleinen orientieren sich dann auch an der Mutter (umso wichtiger ist das Verhalten der Mutter, da die Welpen zu diesem Zeitpunkt sich ausnahmslos an ihr orientieren) oder anderen Rudelmitgliedern, zeigen diese keinerlei Aufregung, ist es auch für die Welpen kein Problem. Diese Welpen sind auch im späteren Leben unempfindlich gegen Geräusche und haben deutlich stabilere Nerven.

Doch man darf auf keinen Fall unterschätzen das die Welpen einen sicheren Ausgangspunkt brauchen, ein Zuhause an dem sie sich auch immer wieder zurückziehen können. Der Kontakt zu erwachsenen Artgenossen und der stressfreie Umgang mit ihnen bringt ihnen zudem ungeheuer viel Sicherheit und lehrt frühzeitig den richtigen Umgang mit anderen Hunden. Die Welpen die isoliert von anderen Hunden aufwachsen und keinen Kontakt zu anderen Rudelmitgliedern haben dürfen, sind da deutlich im Nachteil. Der Kontakt zu Kindern in dieser Zeit ist ebenfalls von großer Bedeutung und eine hervorragende Prägung auf lautes Kinderlachen und ungestümere Bewegungen. 

Der Welpenauslauf sollte abwechslungsreich gestaltet werden. Unterschiedliche Bodenbeläge fördern die Stubenreinheit, er ist auch maßgeblich für die Koordinationsfähigkeit der Welpen, die dann schon lernen kleinere Unebenheiten  nebenbei auszugleichen, das fördert maßgeblich die Trittsicherheit, die Fähigkeit den Körper zu beherrschen, und führt zu einer geringeren Verletzungsanfälligkeit des Bewegungsapparates . Eine Aufzucht in einem zu kleinen Zwinger oder aber eine reine Wohnungsaufzucht ist in dieser Hinsicht sehr ungünstig.

 

Von überragender Wichtigkeit für die Welpen sind grundlegende Dinge, wie Platz, Licht, Luft, Sonne sowie natürlich eine ausgewogenes Futterangebot. Wenn die Welpen nicht genügend Platz zur Verfügung haben, gibt es kein Explorationsverhalten und auch das kennen lernen neuer Begebenheiten sind damit ausgeschlossen. Die Größe des Platzes, der zur Aufzucht zur Verfügung stehen muss, wird oft nicht richtig eingeschätzt. Beengte räumliche Verhältnisse haben direkte Konsequenzen für das später aufgezeigte Verhalten. Wenn es zu Konflikten unter den Welpen kommt, werden bei zu wenig Ausweichmöglichkeiten nur zwei Reaktionen zugelassen.  Beschwichtigung und Gegenagression. Das ist gefährlich und kann letztendlich zu schweren Verhaltenstörungen führen.  Beschwichtigungsignale des unterlegenen Welpen werden von anderen Welpen am Anfang noch nicht richtig wahrgenommen. Wenn dieser nicht die Möglichkeit hat sich dem Einfluss des Stärkeren zu entziehen, bleibt als einzigste andere Wahl die Gegenagression. Ein Ausweichen und Abwarten ist auf zu engem Raum nicht möglich . Das ist eine massive Einschränkung in dem Verhaltensreportoires  das dem Welpen eigentlich zur Verfügung stünde. Das führt letztendlich zu nicht nachlassender Agression beim Stärkeren und zu Frust bis hin zur Verzweiflung beim Schwächeren.  Die Folgen davon liegen ziemlich klar auf der Hand.

In der 6ten bis 7ten Woche beginnt das so genannte "Fremdeln" diese kurze Phase dauert ca 5-10 Tage. Die Welpen kennen ihre Sozialpartner und "ihre" Menschen nun sehr genau und beziehen "Fremde" in dieser Zeit nicht mehr so gerne ein, auch da haben wir in unseren Hunden noch deutlich ein Wolfserbe. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, das die Welpen sich in ihrer bekannten und  sicheren Umgebung befinden.

Die Rückzugsmöglichkeit zur  Betreuerperson sowie keine großen Veränderungen im Lebensumfeld sind in dieser Woche ausschlaggebend. Das ist eine äußerst sensible Phase und muss sorgfältig beachtet werden. Wenn man genug Welpen aufgezogen hat, hat man eine gewisse Routine und reagiert auf bestimmtes Welpenverhalten, gelassener und mit wesentlich mehr Ruhe. Welpen sind weder Spielsachen, noch sind es irgendwelche Kuscheltiere. Es sind junge Hunde die vorbestimmte Phasen durchlaufen und nicht nach menschlichem Verständnis und Empfinden reagieren.

Es reicht in dieser Phase durchaus aus, sich einfach zu den Welpen zu setzen, ohne großes Palaver und Getue.

 

Wenn man sich mal vor Augen hält, das Wolfswelpen in dieser Zeit wohlbehütet durch das übrige Rudel sich gerade mal vor der Geburtshöhle aufhalten, wird klar das in diesem Alter Veränderungen der Umgebung sowie jede Annäherung von Fremden, sei es Artfremd oder oder ein nicht dazugehöriges fremdes Rudel, für die Wolfswelpen theoretisch tödlich verlaufen könnte.   Man muss verstehen, warum unsere Hundewelpen (egal ob Dackel oder Schäferhund)  in diesem Alter eine solche kurze Phase des "Fremdelns" durchlaufen und man in dieser Zeit unbedingt  vermeiden  sollte die Welpen ungewohnten Situationen oder gar ungewohntem Umfeld auszusetzen. Das erschüttert das Vertrauen, fördert Ängste und später weiß kein Mensch mehr, warum der Hund in bestimmten Situationen "so komisch" reagiert.

 

 

Mit der 8ten Woche beginnt das uneingeschränkte Erkunden, das Austesten, das Verstehen und vor allem das allerwichtigste .. Die unabdingbare Bindung und Sozialisierung auf *sein* Rudel, egal ob Mensch oder Hund.

Jeder der kleinen ist so programmiert sich in dieser Phase  an fremde Menschen zu binden. Aufgrund dessen ist das die Zeit in der der Welpe in sein neues Zuhause sollte, die Bindung die er in dieser Phase zu seinem neuen Führer und Betreuer aufbauen kann, kann er zu keinem Zeitpunkt intensiver als jetzt. Ein Welpe der aus welchen Gründen auch immer, erst mit 16 Wochen zu seinem endgültigen Besitzer kommt, kann bereits schwere Defizite aufweisen.

 Die weiteren Prägephasen die im Anschluss an die 8te Woche folgen sind die wichtigsten in seinem ganzen späteren Leben. Bis zur 16ten Woche nimmt der Welpe alles an positiven wie negativen Erfahrungen mit, bis ins hohe Alter.

Das heißt nichts anderes, das der Welpe mit der 8ten Woche in sein endgültiges und lebenslanges neues Zuhause wechseln sollte, dort ist es von immenser Wichtigkeit ihn an alle Situationen seiner neuen Umwelt zu gewöhnen, in dieser Zeit macht ihm das gar nichts und mit seiner unstillbaren Neugier wird er alles fröhlich für sich verwerten. Situationen in der der Welpe Angst hat oder bekommen könnte, sind unbedingt zu vermeiden.   Das bis zur 8ten Woche erlernte und unerschüttliche Vertrauen der Welpen zum Züchter, ist und bleibt die beste Basis für einen angstfreien jungen Hund, der mit großer Liebe und grenzenlosem Vertrauen an seinem späteren Besitzer hängen wird.